Unser Kreuz hat keine Haken - Aufruf der christlichen Kirchen

Aufruf der christlichen Kirchen in Lübeck zur Prozession

27. März 2010

In der Nacht des 28. Märzes 1942 wurde die Innenstadt Lübecks durch einen Luftangriff der Alliierten zerstört, viele Menschen kamen bei diesem Vergeltungsschlag für die Bombardierung Coventrys ums Leben. Aber schon gleich nach dem Krieg begann ein Prozess der Versöhnung. In der St. Marienkirche befindet sich bis auf den heutigen Tag ein Nagelkreuz, das an alles erlittene Leid und die vernichtende Kraft des Krieges erinnert, zugleich aber auch den unbedingten Willen zur Versöhnung dokumentiert.

Seit einigen Jahren wird dieses Datum von rechtsradikalen Kräften missbraucht, um in einem Aufmarsch in Lübeck nationalistische Gedanken, Rachegefühle und pure Gewalt zu rechtfertigen. Die Kirche will und darf nicht schweigen, wenn demokratiefeindliche Kräfte die Mahnmale der Versöhnung als Orte für nationalistisches Gedankengut missbrauchen. Um deutlich zu zeigen, dass in Lübeck kein Platz für Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Geschichtsverfälschung sein darf, rufen wir zu einer Sternprozession am 27. März 2010 zum Bahnhof auf.

Wir treten dafür ein, dass rechtsextreme Gedanken keinen Einzug in öffentliche Räume halten dürfen.
Wir wenden uns gegen alle Versuche, Kirchen und kirchliche Räume für Propaganda zu missbrauchen.
Wir setzen uns dafür ein, dass die Opfer von Gewalt Schutz und Hilfe in der Kirche erfahren.
Wir treten ein für Toleranz und Gewaltlosigkeit bei allen politischen Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen.
Wir unterstützen alle Maßnahmen, die durch Aufklärung, Bildung und Begegnung dazu beitragen, dass Parolen des Rassenwahns und der Gewaltverherrlichung in Lübeck nicht mehr auf fruchtbaren Boden fallen.
Deshalb rufen wir alle Bürger und Bürgerinnen Lübecks auf: Beteiligen Sie sich an dem Protest der Kirchen am 27. März! Treffpunkte sind die Gottesdienste in der

St. Marien-Kirche (9.30 h),

in der Herz-Jesu Kirche (9.30 h), in der Luther-Kirche (9.30 h),

in der Bodelschwingh-Kirche (9.30 h) und

in der St. Lorenz-Kirche am Bahnhof (9.30 h).

Im Anschluss an die Andachten werden wir in einer sternenförmigen Prozession zum Hauptbahnhof gehen und am Gedenken an die von den Nazis deportierten Bürgerinnen und Bürger Lübecks teilnehmen.

Pröpstin Petra Kallies - für den Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Lübeck
Propst Franz Mecklenfeld – Dechant der Römisch-Katholischen Kirche in Lübeck
Pastorin Imke Akkermann-Dorn - für die Evangelisch-Reformierte Kirche Lübeck
Pastor Thomas Leßmann - für die Evangelisch-Methodistische Kirche
Pastorin Corinna Schmidt - für die Mennonitengemeinde Lübeck
Pastor Viktor Albrecht - für die Evangelische-Freikirchliche Gemeinde Lübeck-Eichholz
Pastor Gerhard Menn - für die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten
Pastor Michael Murzin - für die Freie Evangelische Gemeinde Lübeck
Pastor Joachim Kirchhoff – Vorsitzender der Arbeitgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)